Eine Landschaft wie gemalt

UNESCO-Biosphärenreservat Rhön

Seit 1991 ist die Rhön ein grenzübergreifendes UNESCO-Biosphärenreservat in Bayern, Hessen und Thüringen. Sie ist eine uralte Kulturlandschaft vulkanischen Ursprungs. Streuobstwiesen, Grünland, naturnahe Buchenwäldern und unbewaldete Bergkuppen prägen das Bild. Auf großflächigen Kalkmagerrasen weiden die typischen Rhönschafe und gedeihen seltene Pflanzenarten. Keine Windräder oder Stromleitungen durchbrechen die Landschaft. Des nachts gibt ein natürliches Dunkel den Blick frei auf einen Himmel voller Sterne.

Den Alltag zurücklassen

Beim Wandern fällt der Alltag ab. Der Blick geht über Wiesen und sanfte Bergkuppen. Der Wind streicht über die weite Landschaft und aus der Ferne ist das Blöken der Rhönschafe zu hören. Am Himmel schwebt ein Rotmilan. Gut zu erkennen mit seinen langen, schmalen Flügeln und dem tief gegabelten Schwanz. Die Rhön ist eine seiner Brutregionen.


Schäfer mit Rhönschafen ©Georg Knoll, MERIAN

Wir laufen durch ausgedehnte Magerwiesen mit blühenden Farbtupfern in Sonnengelb, zartem Violett und strahlendem Weiß. Pflücken natürlich nicht erwünscht. Aber Fotografieren! Auch zur späteren Bestimmung daheim. Vielleicht war es ja der Gelbe Frauenschuh, der da am Wegesrand leuchtete, die seltene Berg-Waldhyazinthe oder der Große Wiesenknopf. 
Menschliches Wirken hat das Gesicht der Rhön über Jahrhunderte geprägt. Alte Weideflächen, große Streuobstwiesen. Wir verstehen jetzt, warum man sagt, sie sei eine alte Kulturlandschaft. Und da ist auch schon die nächste Streuobstwiese. Im Frühjahr muss die Luft hier vom Summen der Tausender Bienen erfüllt sein. Rhöner Honig ist eine Spezialität. Jetzt hängen die Bäume voller Früchte. Viele alte Obstsorten gedeihen hier.


Frühling in der Thüringer Rhön ©Joris Lugtigheid, Thüringer Tourismus GmbH

So eine Wanderung macht Appetit. Zeit das nächste Dorf anzusteuern und sich in einem Rhöner Hofladen einzudecken. Zum Glück liegt es gleich hinter der Streuobstwiese. Ach ja, seufzen wir. Und denken: die Rhön macht glücklich. Während wir leichten Herzens über das weiche Gras auf das Dorf zuwandern.

Unter Sternen wandern

In der Dämmerung machen wir uns auf den Weg, ausgerüstet mit warmer Kleidung, Decke, Thermoskanne und Fernglas. Auch eine drehbare Sternenkarte ist dabei, und eine Taschenlampe, die wir allerdings mit einer tiefroten Folie präpariert haben, damit das Licht nicht zu hell ist.
Ungewohnt ist diese Wanderung in das Dunkel hinein. Es fühlt sich an, als wären wir Kinder, die heimlich in der Nacht aus dem Haus schleichen. Bäume und Sträucher verschmelzen zu Silhouetten. Es zirpt, rauscht und raschelt. Am westlichen Himmel wirft ein Sonnenuntergang purpurnes Licht über die Landschaft. Dann betreten wir den Wald. Aus dem Unterholz Geräusche. Unsere Sinne sind angespannt. Wir gehen langsam und stellen fest, unsere Augen gewöhnen sich langsam an das Dunkel.

Auf einer baumfreien Anhöhe richten wir uns auf der mitgebrachten Decke ein. Schön so zu liegen und nach oben zu schauen. Über uns der frühe Nachthimmel mit den ersten Leuchtpunkten. Und dann beginnt es: Stern auf Stern erscheint, einer nach dem anderen, und immer mehr. Dazwischen ein unscharfes, silbernes Band: die Milchstraße. Durch das Fernglas betrachtet wird sie zu einem glitzernden Meer. Wie eine himmlische Schatztruhe. Gewaltig, ewig und wunderschön. Am liebsten würden wir die ganze Nacht so liegen und einfach schauen. 

 

 

Titelbild ©Marius Holler, Rhön GmbH


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