Turbotour durchs Grüne

Mit dem E-MTB rund um die Wartburg

Steiles Gelände, schmale Pfade, sattes Grün und viel Historie am Wegesrand. Mit dem E-Mountainbike geht es flott durch den Thüringer Wald und rund um die Wartburg.

Es wird eng auf dem Pfad. Links krallen die Buchen ihre Wurzeln in den Steilhang, rechts geht es ordentlich in die Tiefe. Für einen Wimpernschlag drängen die schroffen Felsen unter uns ins Bild. „Achtet auf den Trail“, hatte Alex uns instruiert. Mountainbikende lieben diese schmalen Fahrrinnen, die ihnen fahrerisches Können und im steilen Gelände auch eine Portion Mut abverlangen. Wir treiben es nicht ganz so wild, sind aber schnell genug, dass die Bäume im Augenwinkel wie fliegende Stangen erscheinen. Und wir spüren den Flow, den Moment des Glücks auf zwei Rädern.

Der Pfad zickzackt jetzt durch einen Bergeinschnitt. Es gilt, die Kurve leicht anbremsen, dann mit Schwung etwas Höhe gewinnen. Der E-Motor gibt den gewünschten Schub dazu. Ein paar Minuten und Adrenalin-Momente später sehen wir sie. Die Wartburg. Fern auf schmalem Grat in der Sonne leuchtend. Unverkennbar mit ihren markanten Türmen und dem lang gestreckten grünen Kupferdach des Festsaals. Wir feiern den schönen Blick vom Aussichtspunkt „Breitengescheid“ mit einer kurzen Pause und einem Schluck aus der Wasserflasche.

Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Davon hatte ich geträumt, als ich vergangenes Jahr die Wartburg besuchte und ringsum die grünen Hügel sah, die rötlichen Gesteinsformationen, die Höhenzüge bis zum Großen Inselsberg. Auch einige der Denkmäler und Bauten nahe der Stadt machten mich neugierig. Als Wandertour wäre das für einen kurzen Urlaub etwas zu lang. Aber zum Glück gibt es E-Mountainbikes. Und Alex Teschner, der in seiner Eisenacher „Radstube“ die passenden Räder vermietet und geführte Touren anbietet. Damit spare ich mir das Studium von Karten und Apps und genieße die Vorzüge eines Guides: ortskundig, bestens vertraut mit den Wegen, dazu jede Menge Tipps und Geschichten auf Lager. Alex ist ein echter Profi.

Sonnenuntergang? Am besten vom Burschenschaftsdenkmal

Er hat mein Rad durchgecheckt. Prüft genau, ob es für meine Körpergröße passt, ob die Sitzposition stimmt. Erklärt noch mal alles Wichtige zu Schaltung, Motor und Bremsverhalten. Dann geht es los. Erstmal auf asphaltierten Wegen, damit Alex sehen kann, wie ich mit dem Bike klarkomme. Doch dann klettern wir gleich steil hinauf zum Panoramaweg und zum Burschenschaftsdenkmal. Dieses sollte den Triumph des Patriotismus feiern, kündet jedoch eher von der Tragik der deutschen Geschichte. Statt den Kampf der Studierenden für Demokratie zu würdigen, geriet es zur Steinkeule eines unheilvollen Nationalismus. Der Ausblick allerdings ist spektakulär.

Abends sammeln sich am Fuße des mächtigen Monuments die Schaulustigen, um zu verfolgen, wie hinter der Wartburg die Sonne versinkt. Über Wiesen, dann durch den Wald fahren wir weiter. Zunächst genügen Eco- und Tour-Modus. Wenn es steiler wird, kann ich den Motor einen Gang höher schalten. An einem Rasthäuschen verschnauft eine Schulklasse, die Mädchen lehnen blass im Schatten, die Jungen haben vom Anstieg erhitzte Gesichter. Sie werfen uns neidvolle Blicke zu, als wir locker an ihnen vorbeipedalieren. Alex zeigt nach links und rechts, wo seine Lieblingstrails im Unterholz verschwinden. Wir biegen nicht ab, doch ich bekomme bald auch als „Normalbiker“ schon einen kleinen Vorgeschmack aufs echte Abenteuer.

Auf dem stillen Wilhelmsthaler See ruderte einst schon Goethe

Nach dem Wartburgblick geht es vorbei an der Herzogseiche zum Großen Drachenstein. Wieder öffnet sich ein beeindruckendes Panorama. Dörfer, Auen, sanfte Hügel. Im Osten ist mit feinem Pinsel eine Reihe Windräder an den Horizont getupft, südöstlich markiert ein Aussichtsturm den Großen Inselsberg. Lange könnte ich hier oben verweilen und den Ausblick genießen.

„Hast du dich sattgesehen?“, fragt Alex. Dann runter zum Wilhelmsthaler See. „Auf die Vorderradbremse kommt es an“, erinnert er mich. „Aber dosiert einsetzen. Und wenn du aus dem Sattel gehst, dann leicht nach hinten, aber bitte nicht zu weit.“ Ja, weiß ich. Sonst werden die Arme lang, dann kann ich nicht mehr lenken. Und komme nicht mehr an die Bremsen ... Schwupp, da brauche ich die Bremsen auch schon und stoppe dosiert hinter Alex, der vorausschauend ganz rechts am Wegrand angehalten hat, um zwei Reiterinnen, die uns entgegenkommen, in entspannter Distanz vorbeizulassen.

Auf dem See, der verträumt in einem Schlosspark liegt, ruderte natürlich auch schon Goethe. Aber das Boot muss er mitgenommen haben. Es ist nirgends zu sehen. Also schwingen wir uns wieder auf die Bikes und geben ihnen die Sporen, denn es geht verdammt steil hinauf zum „Schwalbennest“, sogar ein paar Stufen sind ins Gelände modelliert. Alex reitet elegant darüber weg. Ich schiebe lieber. Mit Blick zurück auf See und Schloss legen wir eine Trinkpause ein, die wir etwas verlängern müssen, denn es stellt sich heraus, dass mein Vorderreifen platt ist. Alex baut fix das Rad aus, hebelt den Reifen von der Felge, pumpt den Schlauch mit einer Druckpatrone auf. Da, ein Dorn hat sich hineingebohrt. Der Ersatzschlauch ist schnell zur Hand und genauso schnell montiert. Es hat wirklich seine Vorteile, mit einem versierten Guide unterwegs zu sein!

Alex hat eine Route ausgesucht, die auf meine Kondition und mein fahrerisches Können abgestimmt ist. Außerdem sind hier, trotz der Nähe zu Eisenach, nur wenige Leute unterwegs, sodass wir den Wald fast für uns haben. An der „Hohen Sonne“ treffen wir dann doch auf zahlreiche Wandersleute, die sich nach erfolgreichem Aufstieg über die Drachenschlucht eine Bratwurst am Imbiss gönnen. Sehr verlockend – doch wir bleiben standhaft und bewundern stattdessen die perfekte Sichtachse zur gut zwei Kilometer entfernten Wartburg.

Und jetzt noch schnell zum Metilstein, dem 365 Meter hohen Hausberg von Eisenach? Das wäre herrlich! Aber leider ist unsere Zeit schon um und die Tour, die ich bei Alex gebucht habe, zu Ende. Na gut, Alex. Hat echt Spaß gemacht, die Tour mit dir und dem E-Mountainbike. Und gut zu wissen, dass man rund um die ehrwürdige Wartburg so viel fetziges Abenteuer erleben kann.

Und der Metilstein? Den erklimme ich jetzt einfach noch zu Fuß.

Die Wartburgstadt

Die Umgebung um Eisenach ist landschaftlich absolut sehenswert und lädt zu verschiedenen Aktivitäten ein. Doch auch Eisenach selbst hat allerhand zu bieten. Eng verbunden mit der Stadthistorie sind der Automobilbau sowie die Persönlichkeiten Martin Luther, Johann Sebastian Bach und Fritz Reuter. Schöne Ecken, verwinkelte Gassen und Baudenkmäler aus nahezu allen großen Epochen und das Villenviertel aus der Gründerzeit erwarten euch.

 

Titelbild: ©Udo Bernhart, Thüringer Tourismus GmbH

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