Sieben Städte, sieben Mal Musik

Radfernweg Thüringer Städtekette

Tagsüber durch idyllische Natur radeln, abends ins Theater oder ins Konzert gehen – das ist ein reizvolles Kontrastprogramm. Auf dem 230 Kilometer langen Radfernweg Thüringer Städtekette geht das ohne Umwege. Wie Perlen auf einer Kette reihen sich Stadtschönheiten quer durch die Region. Hier gibt es auf den sieben Rad-Etappen Thüringens musikalische Kulturschätze zu entdecken.

In Eisenach startet die etwa einwöchige Radtour. Die Stadt liegt am Rand des Thüringer Waldes und hat eine gemütliche Altstadt. Eisenachs wohl berühmtester Sohn ist der Komponist Johann Sebastian Bach. Das Bachhaus Eisenach zählt zu den größten Musiker-Museen Deutschlands. 

Das Bachdenkmal in Eisenach

Das Bachdenkmal in Eisenach ©Robert Wachholz, weimar GmbH

Eisenach – zur Wartburg oder ins Theater

Wer am Vortag früh anreist, der sollte also vor Beginn der Radtour vorab die berühmte Wartburg besichtigen oder das Bachhaus Eisenach besuchen, wo man stündlich Livekonzerte auf historischen Instrumenten erleben kann. Oder man plant gleich einen richtigen Kulturabend und schaut  ins Programm des Landestheaters Eisenach. In dem klassizistischen Theaterbau von 1879 gibt es neben Theater auch Sinfoniekonzerte, Musiktheater, Puppenspiel, Kinder- und Jugendtheater sowie Ballettabende.

Auf den Spuren der Familie Bach

Bach-Rad-Erlebnisroute

Es darf noch ein bisschen mehr Bach sein? Die Wurzeln der Bachfamilie in Thüringen kann man ganz einfach mit der Bach-Rad-Erlebnisroute entdecken. Der Rundweg führt durch Orte und Landschaften, die die Kindheit und Jugend des großen Musikers prägten.

Der Rathausplatz in Gotha (c)Daniel James Clarke, Cultural Heart of Germany

Der Rathausplatz in Gotha ©Daniel James Clarke, Cultural Heart of Germany

Gotha und der Klang der Thüringer Philharmonie

Von Eisenach aus geht es weiter nach Gotha. Eine Welt für sich ist das dortige Schloss Friedenstein und das Herzogliche Museum, liebevoll zusammen auch "Barockes Universum" genannt.  Ein besonderes Erlebnis ist das Ekhof-Theater im Schloss: das älteste Barocktheater der Welt mit noch existierender Bühnenmaschinerie ist. Die manuell betriebene Technik wird beim sommerlichen Ekhof-Festival bei Theaterstücken aus dem 15. bis 18. Jahrhundert noch immer genutzt.

Seit 2017 besteht die Thüringer Philharmonie Gotha-Eisenach, die an beiden Standorten ein anspruchsvolles Konzertprogramm auf die Beine stellt. In Gotha lohnt sich für Radler außerdem ein Stopp auf dem schönen Hauptmarkt mit seinen Cafés und Restaurants. Meist findet man dort auch einen mobilen Verkaufsstand für Thüringer Rostbratwürste. 

Erfurt – in der Landeshauptstadt ist was los

Fast zu schade für ein kurzes Radler-Stopover: In der Thüringer Landeshauptstadt könnte man natürlich ganz locker eine ganze Woche Kulturprogramm einplanen. Erfurt hat nämlich viele originale Lutherorte, eine der tollsten Altstädte Deutschlands sowie beeindruckende Kulturschätze und Architektur. Eine davon ist zumindest äußerlich ganz modern – es ist das 2003 erbaute Gebäude des Theaters Erfurt, das auch die DomStufen-Festspiele ausrichtet. Geboten werden dort während der Spielzeit Schauspiel, Oper, Konzerte, Ballett und Musicals. Dann verwandeln sich die 70 Stufen des Dombergs zu einer spektakulären OpenAir-Festspielbühne.

Blick auf die Krämerbrücke in Erfurt

Blick auf die Krämerbrücke in Erfurt ©Marco Fischer, Thüringer Tourismus GmbH

Sich treiben lassen in Erfurt geht gut. Enge, verwinkelte Gassen und pittoreske Fachwerkhäuser prägen die Erfurter Altstadt in Thüringen. Herzstück ist die malerische Krämerbrücke. Auf ihr laden kleine Geschäfte und Manufakturen zum Bummeln ein. Nicht nur zum Fête de la Musique kann man hier Straßenmusikern lauschen.

In Weimar führen alle Wege zur Kultur

Weiter geht es nach Weimar: Ein UNESCO-Ort der Dichter und Denker. Goethe, Schiller, Herder oder Bach: Weimar war das Zuhause vieler großer Meister und ist noch heute ein Zentrum für Kunst und Kultur. In Weimar ist auch die Hochschule für Musik FRANZ LISZT ansässig, deren Studierende regelmäßig Konzerte geben

Die Altstadtgassen von Weimar stecken voller Geschichte, Kunst und Literatur, man stolpert eigentlich drüber. Das Weimarer Bauhaus wurde in der Stadt an der Ilm gegründet. Am Theaterplatz wiederum steht nicht nur das Haus der Weimarer Republik, sondern auch das Deutsche Nationaltheater Weimar – eines der wichtigsten Kulturhäuser Deutschlands. Unter seinem Dach residiert auch die Staatskapelle Weimar, die zur absoluten Weltklasse gehört.

Jena: Konzerte an besonderen Orten

In der pulsierenden Universitätsstadt Jena am Mittellauf der Saale werden geschichtsträchtige Vergangenheit, innovative Forschung sowie junges studentisches Leben miteinander vereint. Im dienstältesten Planetarium Zeiss kann man sich zurücklehnen und unter der 360°-Kuppel sogar Konzerte erleben.

Die Jenaer Philharmonie hat seit über 80 Jahren einen festen Platz im Kulturleben der Wissenschaftsstadt – man muss aber etwas Glück haben mit einem Konzerttermin, denn die Musiker sind oft auf Tournee. Spannend: Das Orchester gibt Konzertreihen an ungewöhnlichen Orten in Jena, wie zum Beispiel im Volksbad, einer ehemaligen Badehalle, oder im TRAFO, das einmal eine Trafostation war. Jena ist eine junge Studentenstadt mit netten Kneipengässchen, in denen man den Radtag mit oder ohne Musik gut ausklingen lassen kann.

Paradiespark in Jena

Paradiespark in Jena ©Moritz Kertzscher, Thüringer Tourismus GmbH

Ganz viel Theater in Gera

Fast geschafft: Gera erlangte als Geburtsstadt des Malers und Grafikers Otto Dix Bekanntheit. Sie liegt eingebettet in reizvoller Hügellandschaft am Ufer der Weißen Elster. Das Theater in Gera-Altenburg ist das letzte verbliebene Thüringer Fünfspartenhaus und bietet Schauspiel, Orchester, Musiktheater, Ballett und Puppentheater. Etwa 140.000 Menschen besuchen jedes Jahr eine Veranstaltung des Theaters Altenburg Gera, zu dem auch das Philharmonische Orchester gehört.  Anschauen sollte man sich in der Stadt an der Weißen Elster außerdem das von dem Bauhaus-Wegbereiter Henry van de Velde entworfene Haus Schulenburg und die Geraer Höhler, in denen früher Bier gelagert wurde.

Altenburg: Konzerte in der Brüderkirche

Endlich am Ziel in Altenburg: Die ehemalige Residenzstadt verzaubert mit einem liebevoll restaurierten Zentrum und einer imposanten Schlossanlage. Besichtigen sollte man in Altenburg zudem die einzigartige neogotische Brüderkirche mit Jugendstilelementen, die Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde. Dort spielen auch die meisten Altenburger Konzerte des Philharmonischen Orchesters Altenburg Gera, das tonangebend in der Stadt ist. Diese hat sich hier zudem mit den jährlich im Schloss zu Altenburg stattfindenden „Prinzenraubfestspielen“ einen Namen gemacht.

Die Thüringer Städtekette

Radfernweg

Der Radfernweg verbindet sieben der schönsten Städte Thüringens miteinander und führt dazwischen durch große Naturlandschaften. 230 Kilometer liegen zwischen Eisenach im Westen und der Skatstadt Altenburg im Osten – es geht also einmal quer durch Thüringen, und als Etappenziele bieten sich die Städte mit ihren reichen Kulturschätzen an. Als Teil der D4-Route ist die Thüringer Städtekette zudem an das deutschlandweite Fernradwanderwegenetz angebunden. Alle Städte entlang des Radfernweges – Eisenach, Gotha, Erfurt, Weimar, Jena, Gera, Altenburg – sind natürlich auch an das Streckennetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Somit können Teilstrecken auch mit dem Zug zurückgelegt werden.

Titelbild: ©Lutz Edelhoff, Theater Erfurt


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