Einfach fallen lassen

Heilbad Heiligenstadt

Warmes Wasser, Wellness, grüne Waldnatur und heimlich ein Stück Eichsfelder Schmandkuchen: Im Heilbad Heiligenstadt darf der Mensch es sich rundum gut gehen lassen. Mit allen sieben Sinnen.

Abends, als sich ein langer Wellnesstag seinem Ende zuneigt, setze ich mich noch neben das kleine Dornröschenschloss. Kletterrosen ranken sich bis hoch zum Dach; ihr süßer Duft hat etwas Betörendes. Von den bewaldeten Hügeln weht eine Abendbrise herab. Zu meinen Füßen sprudelt ein Bach. Sonst ist es ganz still. Ich atme tief ein. Es tut gut, hier zu sitzen, im Märchenpark von Heilbad Heiligenstadt. So gut, dass ich mich frage, warum außer mir niemand da ist. Wahrscheinlich, weil alle anderen längst beim Abendessen sitzen. In jedem Fall glaube ich, dass der Märchenpark in Wirklichkeit für uns Erwachsene angelegt wurde. Weil hier die Seele so wunderbar zur Ruhe kommt.

Alles hier ist eine Wohltat für müde Augen und erschöpfte Seelen

Mit dem Wellnessen ist es ja so eine Sache. Meistens fällt uns dazu eine Sauna, eine Massage und ein Liegestuhl ein. Dazu ein Bademantel. Aber braucht es nicht vielleicht noch ein bisschen mehr, wenn man sich wirklich etwas Gutes tun will? Das Heilbad Heiligenstadt ist ein guter Ort, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Nicht nur, weil hier, im äußersten Nordwesten Thüringens, 27-prozentige Sole aus dem Erdinneren ans Tageslicht quillt, ein hervorragendes Heilmittel. Sondern auch wegen des Vitalparks. Der liegt gleich gegenüber vom Märchenpark und ist eine moderne Kombination aus großzügiger Thermenlandschaft mit Fitnessräumen, Spa und Rehazentrum. Angegliedert ist das komfortable Hotel am Vitalpark mit 130 Zimmern, falls man übernachten möchte. Das Heilbad Heiligenstadt liegt im Eichsfeld, der geographischen Mitte Deutschlands. Mit seinen sanft gewellten Hügeln und Wäldern ist es eine Wohltat für müde Augen und erschöpfte Seelen – und eine Einladung zum Wandern. 

Und das bietet sich an, denn dann braucht man frühmorgens nur in Leggins und T-Shirt zu springen und kann durch den Bademantelgang ins Vitalzentrum eilen, wo der Tag noch vor dem Frühstück mit Yoga beginnt. Draußen auf dem Flachdach. Der Sonnengruß mit Blick ins Grüne bringt Lust auf Bewegung. Das Heilbad Heiligenstadt liegt im Eichsfeld, der geographischen Mitte Deutschlands. Mit seinen sanft gewellten Hügeln und Wäldern ist es eine Wohltat für müde Augen und erschöpfte Seelen – und eine Einladung zum Wandern. Ich hatte eine kleine Tour mit Wanderführerin Sigrid Seifert gebucht, die hier jeden Stein kennt – und jedes Kräutlein in der Wiese. Auf dem Panoramawanderweg liefen wir in Richtung Dün, einem Hochplateau.

Herrlich war der Blick über die Stadt unter uns. Der Weg war einfach, trotz dem kamen wir nur langsam vorwärts. Denn die nette Frau Seifert entdeckte in den Wiesen am Wegesrand jede Menge essbare Kräuter, die ich natürlich alle probieren musste: erdige wilde Möhren, die nach Champignons duftenden Knospen des Spitzwegerichs, eine Handvoll tiefvioletter Luzerne. Köstlich! Auch der Hornklee mit seiner leicht bitteren Note und die Blätter des Wild-Topinamburs schmeckten vorzüglich. Ein kleiner Trost dafür, dass ich gerade das Mittagessen im Hotel verpasste – und den feinen Wildkräutersalat mit Zitrus-Vinaigrette, den der Küchenchef dort regelmäßig anrichtet. Auf dem Rückweg in den Vitalpark spazierte ich durch den Kurpark, wo nicht nur die Leine hindurchströmt, sondern sogar ein richtiger Wasserfall in die Tiefe rauscht. Es tat gut, die feuchte, frische Luft tief einzuatmen und dazu den kulturellen Spirit zu schnuppern. Theodor Storm hat als Kreisrichter lange in Heiligenstadt gelebt und nebenbei das Märchen „Die Regentrude“ geschrieben. Die junge, hübsche Regentrude leistete mir in Form einer leicht verwitterten Holzskulptur bei meinen Atemübungen am Wasserfall Gesellschaft.

Auch Heinrich Heine ist in der Stadt gewesen, wenn auch nur kurz. Er hat sich hier 1825 taufen lassen und im Anschluss, heißt es, noch Kaffee getrunken. Viel leicht in der Wilhelmstraße mit ihren bunt gestrichenen, freundlichen Altstadthäusern. An der Kuchentheke des Café Multhauf einfach vorbeizugehen, war jedenfalls für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ich finde: In einem ganzheitlichen Wellnesskonzept muss auch der Eichsfelder Schmandkuchen Platz finden.

Nachmittags ließ ich mich dann endlich fallen – in die vier unterschiedlich großen Becken in der Therme des Vitalparks. Wonniges Aalen im Warmen. Dazwischen Sauna und Dampfbad. Am schönsten war es in der neuen, großen Entdeckersauna, wo auf den heißen Steinen nicht nur mit ätherischen Ölen angereicherte Schneekugeln in wohlriechenden, feuchtheißen Schwaden verdampften, sondern sogar Thüringer Landschaften vorbeizogen – auf einem großen Bildschirm. Das Auge entspannt bekanntlich mit. Von draußen ertönten derweil spitze Schreie. Ein junges Paar probierte das Eisbaden aus – die beiden stiegen in schwarze, zylinderförmige Tauchbecken, die mit sechs Grad kaltem Wasser gefüllt worden waren. Gut gegen Entzündungen und Schmerzen, sagte die Bademeisterin. Die gesteigerte Form des Kneipp-Beckens für Extrem-Wellnesser, sagte ich. „Erst verschlägt’s einem den Atem, dann ist es toll“, schnatterte der junge Mann. Beim nächsten Besuch würde ich es auch probieren, versicherte ich ihm und kuschelte mich wieder in meinen Bademantel. Dann lieber später noch mal eine Runde Märchenpark …

 

 

Von Drauss' vom Meere komm ich her

Der Dichter Theodor Storm stammte aus Husum, lebte aber zwischen 1856 und 1864 in Heiligenstadt, wo er als Amtsrichter eingesetzt war. Nebenbei gründete er einen Gesangsverein und schrieb das Märchen „Die Regentrude“, die Novelle „Im Schloss“ und das berühmteste deutsche Weihnachtsgedicht „Knecht Ruprecht“. Das Literaturmuseum erinnert an die Heiligstädter Jahre des Dichters und veranstaltet Kulturevents.

Lust auf noch mehr Entspannung? Dann entdeckt weitere erholende Angebote in unseren Kurorten und Heilbädern.

Zu den Erlebnissen

Titelbild: ©Isabela Pacini für CMR, Thüringer Tourismus GmbH

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e.g. zielgruppe_Sehnsucht

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