Old but gold
Bauhaus UNESCO-Welterbestätten in Weimar
Das Versuchskaninchen
Eine solche UNESCO-Welterbestätte ist das Haus Am Horn. Es entstand 1923 als Versuchshaus für die erste große Bauhaus-Ausstellung und ist sozusagen der Prototyp des modernen Bauens und Wohnens. Entworfen wurde es von Georg Muche, dem jüngsten Formmeister des Bauhauses. Die Ausstattung des Hauses war ein Gemeinschaftswerk aller Werkstätten des Bauhauses. Dabei wurde an alles gedacht: Pflegeleichte Materialien, eine moderne Haustechnik und eine geschickte Raumorganisation sollten schon damals die Hausarbeit erleichtern.
Von der Kunstscheune zum Juwel
Rational und klar strukturiert kommt das Haus Am Horn daher. Das Bauen ohne Schnörkel, offene Grundrisse, viel Licht und die Verbindung von innen und außen sind klassische Bauhauselemente, die man auch am Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar (ehemalige Kunstschule) erkennt. Zweite UNESCO-Welterbestätte in Weimar und von 1904 bis 1911 nach Plänen des Architekten und Wegbereiter des Bauhauses Henry van de Velde errichtet.
Hauptgebäude Bauhaus-Universität Weimar ©Michael Kremer, Thüringer Tourismus GmbH
Ursprünglich stand an dieser Stelle ein bescheidener Fachwerkbau, in dem sich die Räume der Kunstschule befanden und der allgemein als „Kunstscheune“ bekannt war. Van de Velde errichtete einen imposanten Atelierbau, der auch im Inneren mit der ellipsenförmigen, aufschwingenden Treppe und dem „Direktorenzimmer“ beeindruckt: Ein würfelförmiger Raum im Raum, ausgestattet mit kubusförmigen Möbeln. Sieht man auch nicht jeden Tag.
Zurück nach draußen: Van de Velde entwarf nicht nur das Hauptgebäude der heutigen Bauhaus-Universität, sondern außerdem den gegenüberstehenden Winkelbau, in dem derzeit die Fakultät für Gestaltung untergebracht ist. Von 1905 bis 1906 wurde er für die Großherzogliche Staatliche Kunstgewerbeschule Weimar errichtet. Heute ist er auch als „Kleiner Van de Velde Bau“ bekannt und – last but not least – somit die dritte UNESCO-Welterbestätte in Weimar.

Winkelbau der Bauhaus-Universität Weimar ©Dominik Saure, Thüringer Tourismus GmbH
Meister der Vielseitigkeit
Im Inneren sind vor allem die ungewöhnliche Belichtung des Treppenhauses, die breite Wendeltreppe und die rekonstruierten Wandmalereien von Oskar Schlemmer sehenswert. Letztere entstanden für die Bauhausausstellung 1923. Für Schlemmer war das Maß aller Dinge der Mensch. Oder besser gesagt: der auf geometrische Formen reduzierte Körper. Sein Hang zu geometrischen Formen ist auch im Bauhaus-Signet erkennbar, das aus seiner Feder stammt: ein stilisierter, auf geometrischen Formen basierender Kopf. Bis heute DAS Bauhaus-Symbol. Schlemmer war als Maler, Bildhauer und Bühnenkünstler ein wahres Universalgenie.

Wandgemälde von Oskar Schlemmer im Van de Velde Bau der Bauhaus-Universität Weimar, ©Dominik Saure, Thüringer Tourismus GmbH
Vom Juristen zum Grafikdesigner
In nichts nach stand ihm dabei László Moholy-Nagy. Vom ursprünglichen Jura-Studium fand dieser über erste Zeichnungen zur Kunst, lehrte und experimentierte multimedial am Bauhaus in Weimar und wurde später selbst Gründer einer Design-Hochschule in Chicago. Während seiner Bauhaus-Zeit brachte er gemeinsam mit Gropius die Bauhaus-Bücher heraus. Moholy-Nagy war Utopist, Pragmatiker, Freigeist – und einer der bedeutendsten Lehrer in der Geschichte des Bauhauses.
Weltweit einzigartig
Das Bauhaus lebte nicht nur von den Ideen, sondern auch von den herausragenden Persönlichkeiten. Neben Schlemmer und Moholy-Nagy gab es davon sehr viele, die allesamt Kunst und Design beispiellos revolutionierten. Fest steht: Um einen Besuch in Weimar kommt man einfach nicht herum.
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Headerbild: Haus Am Horn, Weimar ©Dominik Saure, Thüringer Tourismus GmbH