Die Wiege des gläsernen Christbaumschmucks

Ein Familienbetrieb führt eine alte Tradition fort

Die kleinen Orte entlang des Rennsteigs – Lauscha, Steinheid, Neuhaus – sind seit jeher eng mit der Glasbläserkunst verbunden. Es gab kaum eine Familie, die nicht mit dem Glasbläserhandwerk zu tun hatte. So auch die Familie von Helmut Bartholmes, die bereits in fünfter Generation Christbaumschmuck aus Glas fertigt. Seine Geschichte zeigt die Bedeutung und den Wert dieses Erbes und vermittelt, wie es auch im 21. Jahrhundert gelebt und weitergegeben wird.

Der Gasbrenner wirft warmes Licht in den Raum, über dem offenen Feuer wird ein Glaskolben erhitzt. Mit großer Fingerfertigkeit und geschicktem Ausbalancieren dreht der Glasbläser den Kolben, während er gleichmäßig Luft hineinbläst. Innerhalb weniger Sekunden entsteht eine Kugel in der gewünschten Größe. Was dem gestandenen Glasbläser so spielend leicht gelingt, ist ein kunstvolles Handwerk, das meist über Generationen hinweg gelebt und weitergegeben wird. 


So auch in der Glasbläserei „Thüringer Weihnacht“. Helmut Bartholmes fertigt gläsernen Christbaumschmuck an, wie schon sein Großvater und Urgroßvater es taten. Gegründet wurde der Betrieb 1885. Helmut Bartholmes ist bereits die vierte Generation – sein Sohn die fünfte. Der Schatz des Betriebes sind die Musterbücher und Glasfiguren, die größtenteils von seinem Großvater stammen. Rund 800 Formen bewahrt er auf, in denen Generationen von Glasbläsern unzählige Figuren schon zum Leben erweckten. Weihnachtsmänner, Vögel, Nüsse oder Früchte aus Glas, die später ihren Platz am Christbaum finden. Die Glasbläserei „Thüringer Weihnacht“  ist einer jener Glasbläsereien im Thüringer Wald, in der der Christbaumschmuck noch ganz traditionell gefertigt wird – von den Rohlingen, die in der heißen Flamme erhitzt und in die gewünschte Form gebracht werden, bis hin zum Bemalen oder Aufbringen des glänzenden Goldgitters – alles wird von Hand gefertigt.   


Die kleinen Orte entlang des Rennsteigs – Lauscha, Steinheid, Neuhaus – sind seit jeher eng mit der Glasbläserkunst verbunden. Es gab kaum eine Familie, die nicht mit dem Glasbläserhandwerk zu tun hatte. Lauscha ist seit 1848 der Geburtsort des gläsernen Christbaumschmuckes. Bis zu diesem Zeitpunkt, war es Tradition den Baum mit Äpfeln und Walnüssen zu dekorieren. Einer Legende zufolge stammt die Idee, farbige Kugeln aus Glas als Christbaumschmuck herzustellen, von einem armen Lauschaer Glasbläser, der sich im Jahr 1847 die teuren Walnüsse und Äpfel nicht leisten konnte. Die erste bildliche Darstellung einer geblasenen Kugel am Fichtenzweig wurde in der Steinheider Kirche von ca. 1830 entdeckt. Bald wurde der neue Baumschmuck in Händlerkatalogen aufgeführt und auf Messen vorgestellt – allerdings noch als Glasspielzeug. Den Durchbruch brachte 1871 der Weihnachtsbaum in Versailles, den Kaiser Wilhelm mit den hauchdünnen Kugeln aus Lauscha schmücken ließ. Schnell trat der Lauschaer Christbaumschmuck seinen Siegeszug rundum die Welt bis nach Amerika an.


Heute gilt es diesen Schatz zu bewahren. Auch Helmut Bartholmes hat sich dieser Aufgabe verschrieben und ist Mitglied des Verbandes Lauschaer Glaskunst®. Die Marke ist ein Gütesiegel für traditionell gefertigte Glaserzeugnisse und steht für außergewöhnliche Qualität.  Es geht um die Weitergabe einer Tradition an die kommende Generation. Dieses Vorhaben würdigte die Deutsche UNESCO Kommission und ernannte im März 2021 den Christbaumschmuck aus Lauscha zum immateriellen Kulturerbe. Ein Ritterschlag für die Region und auch Motivation für die Zukunft. 
Denn die Stadt Lauscha und weitere Gemeinden bis hin zur Spielzeugstadt Sonneberg werden zu einer ganzjährig erlebbaren Weihnachtsdestination. Unter dem Titel „Weihnachtsland am Rennsteig®“ entsteht eine neue Weihnachts- und Erlebniswelt im Naturpark Thüringer Wald. Es ist eine einmalige Chance die Kunst des Glasbläserhandwerks und auch die der Porzellanhersteller, Papiermachédrücker, Schnitzer und Spielzeugdesigner ins neue Jahrhundert zu führen. Das Markenzeichen wird – wie könnte es anders sein – eine Weihnachtskugel sein. Entwickelt und handgefertigt von Helmut Barholmes. 


Headerbild: ©Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH 


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