Der Reiz von Greiz

Fürstlich Greizer Park und Sommerpalais

Wo der Blick in die Weite betört, eine Uhr aus Blumen wächst und ganz besondere Schmetterlinge leben: Im Fürstlich Greizer Park ist die Welt ungewöhnlich.

Zwischen dem Ufer der Weißen Elster und dem Gewächshaus wächst eine Uhr. Ein rundes Beet ist mit Blumen in Form von Zahlen bepflanzt, um sie herum kreisen zwei Zeiger. Und die Uhr tickt wirklich, sie hat ein mechanisches Uhrwerk. Doch allzu lang wird man sich hier nicht die Zeit vertreiben. Denn die Blumenuhr aus dem Jahr 1954 ist nur ein Blickfang im Fürstlich Greizer Park. Der einzigartige Baumbestand, wunderbare Sichtachsen und hohe denkmalpflegerische Werte wie die Seufzerallee, eine der ältesten Lindenalleen Deutschlands, machen die weitläufige Anlage in der Stadt Greiz im Südosten Thüringens zu einem Ort voller Reize und Entdeckungen.

Sommerpalais und Lustgarten

Der Park erwuchs um 1650 aus einer kleinen Küchengartenanlage der Obergreizer Herrschaft. Ein Lustgarten entstand, den Heinrich XI ab 1743 nach den Regeln der barocken Gartenkunst gestalten ließ. Der Neubau des Sommerpalais wurde um 1769 abgeschlossen. Das Lustschloss zählt zu den frühesten klassizistischen Bauten Mitteldeutschlands und beherbergt heute die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz. 1799 dann das Drama: Die Weiße Elster trat über ihre Ufer und zerstörte den Park. Nach dieser Flutkatastrophe (von denen es hier einige gab, die letzte große 2013) begann nach und nach die Umgestaltung zum Landschaftspark im englischen Stil.

Sommerpalais Greiz

Sommerpalais in Greiz ©Marcus Glahn, Schatzkammer Thüringen

1872 wurde der bekannte Muskauer Gartendirektor Carl Eduard Petzold engagiert. Umgesetzt wurden seine Ideen von Rudolph Reinecken, der sie mit seinen eigenen erweiterte. Er entschied sich zu einer kleinräumigeren Gliederung sowie einer größeren botanischen Vielfalt an Pflanzenarten, Laubfarben und -formen – und schuf eine Anlage, die sehr gekonnt die umliegenden Anhöhen einbezieht und das Auge dank klug gesetzter Akzente auf fesselnde Weise durch den Park lenkt. 

Kleinstes Fürstentum Deutschlands

Die thüringische Kreisstadt Greiz war einst die Hauptstadt von Deutschlands kleinstem Fürstentum, dem Fürstentum Reuß älterer Linie. Eine aufregende und wechselvolle Vergangenheit mit zahlreichen Tragödien, aber auch Fortschritt und Entwicklung hat die über 800-jährige Residenzstadt hinter sich gelassen.

Ein Park als Naturschutzgebiet

Zu den schönsten Aussichten zählt der Blick zum Weißen Kreuz, das Heinrich XX. für seine früh verstorbene Frau Sophie gesetzt hat. Zwölf Meter ragt es auf dem 375 Meter hohen Hirschstein in den Himmel – am Ende der längsten Sichtachse und als räumlicher Abschluss des Parks im Norden. Weitere Highlights: das Pinetum mit seinen besonderen Nadelbäumen wie Chinesisches Rotholz, Schlangenfichte, Hänge-Nootka-Scheinzypresse oder Nobilistanne und ein großer Parksee mit natürlich ausgeformten Uferlinien, die eine spannende Form ergeben. 

Der palaisferne Teil des Parks ist mittlerweile ein Naturschutzgebiet. Und Heimat eines besonderen Schmetterlings: Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling legt seine Eier in den Blüten des Großen Wiesknopfs ab. Von dort fallen im Herbst die Raupen zu Boden. Hier sammeln sie Ameisen auf, schleppen sie in ihre Erdnester und versorgen sie. Auch seltene Wildorchideen wachsen im Park, wie das Breitblättrige Knabenkraut, dessen Bestand zu den größten der Gegend zählt. So ist der Greizer Park nicht nur ein gartenkünstlerisches Meisterwerk, sondern auch eine ganz eigene Biosphäre.

Sommerpalais in Greiz ©Jens Hauspurg, Thüringer Tourismus GmbH


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