Unterwegs mit Kunst & Passion

Auf den Spuren der Cranachs in Thüringen 

Er war mit Luther befreundet, druckte Flugblätter für die Reformation und hatte trotzdem auch katholische Auftraggeber: Lucas Cranach der Ältere war einer der spannendsten Künstler seiner Zeit ...

Wer hat's denn nun gemalt? Noch immer rätseln Kunsthistoriker bei einigen wertvollen Stücken, wer der Künstler war. Lucas Cranach der Ältere? Oder doch vielleicht einer seiner Söhne? Mit seiner Werkstatt hat Cranach damals eine Art Label entwickelt, eine richtige Marke, die eine Unterscheidung einzelner Mitarbeiter ausschließen sollte. Der Maler schwor seine beiden Jungs (Sohn Hans starb 1537 unerwartet im Alter von etwa 24 Jahren) und die Mitarbeiter erfolgreich auf einen einheitlichen Stil ein, eine unverwechselbare Werkstatt-Handschrift. Er hatte wenig Interesse daran, eigenständige Künstlerpersönlichkeiten zu beschäftigen. Alles musste wie am Schnürchen laufen und zwar möglichst in verlässlicher Cranach-Qualität.

Cranach-Altar in der Stadtkirche in Neustadt an der Orla

Der Cranach-Altar in der Stadtkirche in Neustadt an der Orla © Christiane Würtenberger, Thüringer Tourismus GmbH

Das lag nicht zuletzt daran, dass der Mann viel zu tun hatte: Er war Hofmaler der sächsischen Kurfürsten in Wittenberg, und er hatte zusätzlich private Jobs. Seinen effektiven Malerei-Betrieb baute er sich nach allen Regeln der Kunst auf. Die irgendwo im Bild versteckte geflügelte Schlange mit dem Rubinring im Maul, ein vom Fürsten verliehenes Wappen, wurde zur Signatur. Um wirtschaftlicher arbeiten zu können, betrieb Cranach zudem eine Druckerei und eine Apotheke. So konnte er seine Grafiken selbst vervielfältigen - und er kam vermutlich günstiger an die Substanzen, die er für seine Ölfarben brauchte. Aufgrund seiner schieren Menge an Werken, die diese Werkstatt produzierte, blieben mehr als 1.500 Gemälde erhalten, dazu unzählige Grafiken und Bücher.
Cranach verband viel mit Thüringen, er heiratete eine Gothaer Bürgermeister-Tochter, hatte wichtige Auftraggeber wie die Stadt Neustadt an der Orla und wurde nicht zuletzt durch die Freundschaft mit Martin Luther auch zum Maler der Reformation.

Cranach in Gotha

Die Liebe verbindet die Stadt Gotha mit Cranach dem Älteren. Hier lernte er die Tochter des Ratsherren, Barbara Brengebier, kennen, welche er 1512 zur Frau nahm. Noch heute heißt das Wohnhaus der Familie am Hauptmarkt „Cranach-Haus–.
Das Herzogliche Museum Gotha zeigt eine einzigartige Kunstsammlung, inklusive zahlreicher und bedeutender Gemälde und Grafiken der Malerfamilie.

Cranach auf der Wartburg

Die Wartburg in Eisenach beherbergt neben mehreren Lutherbildnissen weitere Arbeiten von Vater und Sohn Cranach. Dies ist vor allem einem direkten Nachfahren der Künstler zu verdanken. Der Schlosshauptmann Hans Lucas Cranach engagierte sich sehr in Bezug auf die Kunst- und Kulturgüter der Wartburg. Mit seiner Hilfe erschienen zahlreiche Kunstführer und Bildbände, welche auch die vorhandenen Werke seiner Vorfahren einschlossen. Zu den wichtigsten gehören die Bildnisse der Eltern Martin Luthers.

Wartburg im Sonnenaufgang

Die Wartburg im Sonnenaufgang © Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH

Cranach in Erfurt

In Erfurt finden sich ebenfalls zahlreiche, bedeutende Cranach-Gemälde. Im Erfurter Dom St. Marien kann eines der wertvollsten Kunstwerke, das Tafelbild "Die Verlobung der Heiligen Katharina", welches um 1520 entstand, besichtigt werden.
Weitere 12 Werke der Malerfamilie sind im Angermuseum Erfurt ausgestellt.

Cranach in Weimar

Seinen Lebensabend verbrachte Lucas Cranach d. Ä. in Weimar. Hierher folgte er Herzog Johann Friedrich I. Er wohnte am Markt 11/12. Noch heute thronen die Wappen der Familie über dem Haupteingang. In der Stadtkirche St. Peter und Paul am Herderplatz wurde nach dem Tod Cranach des Älteren von seinem Sohn 1557 der berühmte dreiflügelige Cranach-Altar aufgestellt.
Die Cranach-Galerie im Stadtschloss Weimar gilt als eine der bedeutendsten herzoglichen Kunstsammlungen Thüringens und beherbergt Werke von Vater und Sohn Cranach. Unter anderem finden sich hier die Ehebildnisse Martin Luthers und des Herzogs Johann Friedrich. Aktuell wird das Stadtschloss Weimar saniert und umgebaut. Deshalb ist auch die Cranach-Galerie geschlossen. Ab Dezember 2021 werden einige Werke in einer Ausstellung in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek gezeigt werden.
Nach seinem Tod im Jahre 1553 wurde Lucas Cranach d. Ä. auf dem Jakobsfriedhof zu Weimar beigesetzt. Noch heute kann sein Grab dort besichtigt werden.

Der Cranach-Altar in Neustadt an der Orla

Der vorreformatorische Altar von 1513 gehört zu den Meisterwerken Lucas Cranachs des Älteren. Auf drei Fuhrwerken gut verpackt, traf das kostbare Werk 1513 aus Wittenberg ein. Und weil Martin Luther sich 1524 schützend vor das Kunstwerk seines Freundes Cranach stellte, steht es bis heute unverändert an seinem Platz in der Stadtkirche St. Johannis - das ist einmalig für die Altäre von Lucas Cranach d. Ä.. Der Altar stellt "Das jüngste Gericht" auf der Predella dar und erzählt die biblische Geschichte über ein reiches Skulpturen- und Bildwerk.

 


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