Die Rekonstruktion

Virtual Reality Experience

Virtual Reality generiert gänzlich neue Welten. Mit Brillen und Kopfhörern werden Bilder und Geräusche erzeugt, die dem Betrachter das Gefühl geben, in diese, neuen Sphären einzutauchen – wie in die virtuelle Version der Himmelsburg.

Musik ist stark mit Emotionen verbunden. Genauso emotional ist auch das Eintauchen in eine virtuelle Welt. Doch wie beginnt man eine solche Rekonstruktion eines verlorengegangenen Ortes?

Für eine erste Annäherung bedurfte es einer Menge an Recherche und an wissenschaftlichen Informationen sowie Bildquellen und Bauplänen des Stadtschlosses aus dem 17. und 18. Jahrhundert. 

Himmelsburg Christian Richter

Schlosskapelle in Weimar um 1660 mit Visualisierung, Abbildung von Christian Richter ©Anne Levin, Klassik Stiftung Weimar

Der Architekt Florian Scharfe – er ist festes Mitglied im Projektteam – schuf bereits 2005 in seiner Diplomarbeit ein virtuelles Modell zur Schlosskapelle. Darauf konnte aufgebaut werden. Allerdings gab es keine Zeitzeugen, die je detailliert über die Himmelsburg berichteten. Die vorhandene Materiallage musste gestützt werden durch Interpretationen. Historische und baulich-authentische Details – der Fries an der Decke, die Holz-Schnitzereien an den Bänken, der Altar – mussten geklärt und dann visuell für eine originale Stimmung umgesetzt werden. Nicht zu vergessen: der Klang! Doch dazu später… 

Himmelsburg Rolf Kruse

Rekonstruktion der Himmelsburg mittels Computertechnik ©Rolf Kruse

Und dann ist es wie bei der Architektur: Pläne, Skizzen, Entwürfe, Ansichten. Diese wurden mittels einer Software zusammengefügt. Per Computer wurden Grundrisse angegeben, Höhen und Tiefen gezeichnet. Räumliche Körper wurden definiert und eingefügt, so etwas wie der Altar, die Säulen und die Sitzmöbel. Zusätzlich wurden virtuelle Standpunkte bestimmt, an denen sich der Betrachter in der Simulation „aufhalten“ kann. Diese wurden letztendlich mit einer Interaktion – rechts drehen und laufen etc. – versehen. Aber nicht die Technik sollte im Vordergrund stehen, sondern das Erleben im Raum. (1)

Was gibt´s zu hören?

Der junge Johann Sebastian Bach war von 1708 bis 1717 in der Weimarer Schlosskapelle als Organist tätig. Zahlreiche seiner Kantaten entstanden in dieser Zeit, so auch „Himmelskönig, sei willkommen“ (BWV 182). Für die virtuelle Auferstehung der Himmelsburg wurden zwei Sätze dieser Kantate eingespielt. Das geschah im reflexionsarmen Raum der TU Berlin durch das Vokal- und Instrumentenensemble Cantus Thuringia & Capella unter künstlerischer Leitung von Bernard Klapprott.

Quelle:

(1) Nach Prof. Rolf Kruse, Professor für angewandte Informatik an der Fachhochschule Erfurt.


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