Ein Gläschen in Ehren

Goethe und der Wein

Über einen großen Dichter, der gerne Wein trank. Und eine Weinkultur, die im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes steht und auch in Thüringen tief verwurzelt ist. Willkommen im UNESCO-Weltkulturerbe Klassisches Weimar und in der Region Saale-Unstrut.

Jeden Morgen früh um sechs Uhr trinkt Johann Wolfgang von Goethe seinen ersten Kaffee. Anschließend sitzt er bis zum Mittag am Schreibtisch, arbeitet an literarischen Texten – und kümmert sich um seine Korrespondenz. Der Mann ist ja nicht nur einer der größten Dichter seiner Zeit, er ist auch Politiker. In Weimar wohnt er, seit er 26 Jahre alt ist. Der junge Herzog Carl August hat ihn rufen lassen, weil er einen klugen Ratgeber und Vertrauten braucht. Die beiden verstehen sich gut, unternehmen Reitausflüge miteinander, betrinken sich auch mal zusammen und machen gemeinsam Politik. Goethe steigt schnell auf, kümmert sich unter anderem um den Wiederaufbau des Weimarer Schlosses, die Herzogin Anna Amalia Bibliothek und die Gestaltung des Parks an der Ilm. Schließlich erhält er den Adelstitel, wird „Dichterfürst“. Literarisch besonders fruchtbare Jahre erlebt Goethe durch die Freundschaft mit Friedrich Schiller. Mit dem jüngeren Schriftsteller begründet er die Weimarer Klassik.

Damals und heute im Goethe-Nationalmuseum

Doch so viel er arbeitet, auch dem Genuss ist Goethe herzlich zugetan. Das beweisen nicht zuletzt die Haushaltsbücher, die der Schriftsteller führen ließ und die man in Auszügen im Goethe-Nationalmuseum studieren kann. In dem Gebäude, in dem auch die Wohnräume der Dichterfamilie liegen, ist seit einigen Jahren die Dauerausstellung „Lebensfluten – Tatensturm“ zu sehen. Sie setzt das Leben Goethes in einen Kontext nicht nur zur damaligen Zeit, sondern auch zur heutigen. Das Ensemble gehört mit vielen weiteren authentischen Orten rund um das Leben der damaligen Geistesgrößen zum UNESCO-Weltkulturerbe Klassisches Weimar.

Ein Gläschen Madeierawein am Morgen …

„Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken“, soll Johann Wolfang von Goethe einmal gesagt haben. Das erste Gläschen Madeirawein genehmigt sich der Poet daher oft schon gegen 10 Uhr morgens. Das Thema Weinanbau findet er interessant, kennt die Rebhänge an der Saale – etwa rund um die Dornburger Schlösser – aus eigener Anschauung. Goethe und Wein passen also sehr gut zusammen. Von daher ist es sicherlich kein Zufall, dass rund um seinen Geburtstag Ende August immer das traditionelle Weinfest in der Altstadt von Weimar veranstaltet wird.  

Ein Poetenwein

Thüringen blickt auf eine über 1.000-jährige Tradition im Weinanbau zurück, es gibt elf Regionen mit mehr als fünf Hektar Rebfläche. Interessante kleine Lagen wie der Weimarer Poetenwein oder die Erzeugnisse der Erfurter Weinzunft vom innerstädtischen Petersberg gehören ebenso zur Weinkultur wie größere Betriebe. Das Thüringer Weingut Bad Sulza und das Weingut Zahn in Großheringen bei Bad Sulza etwa liegen in der Weinbauregion Saale-Unstrut, die sich der Freistaat mit Sachsen-Anhalt teilt. In der nördlichsten Weinregion Deutschlands werden in erster Linie qualitätsvolle Weiße angebaut, viel Grau- und Weißburgunder sowie Müller-Thurgau. Andreas Clauß vom Thüringer Weingut Bad Sulza sagt dazu: „Jeder Tropfen Wein ist ein kleines Wunder der Natur, in dem viel harte Arbeit steckt.“

Genussküche mit Blick auf die Saale

Das Weingut Zahn gehört sogar zu den TOP Gastgebern in Thüringen. Dort ist Kellermeister André Zahn für die Weine verantwortlich, Schwester Elvira führt mit Ehemann Torsten General die „Thüringer Weinstube“ und kümmert sich um die Vermarktung der Weine. Die Trauben werden im Familienbetrieb möglichst nachhaltig kultiviert und im Herbst von Hand gelesen. André Zahn möchte der Natur ganz viel Freiraum lassen. Gleichzeitig experimentiert er gerne und baut dann auch mal einen Weißwein im Holzfass aus. 

Im Restaurant „Thüringer Weinstube“ sitzt man derweil als Gast lauschig unter der weinumrankten Pergola direkt an der Saale und genießt den einen oder anderen besonderen Wein des Hauses. Elvira und Torsten servieren dazu eine moderne, saisonale Küche. Und ganz egal, ob man auf Zwischenstopp zum Weinkauf angehalten hat, sich auf dem Saale-Radweg abstrampelt oder mit dem Kanu das Weingut erreicht hat: Jeder Gast ist willkommen, wird gut umsorgt. Das hätte Goethe sicherlich gefallen. Oder anders: Die heutigen Weine wären bestimmt als feste Posten in seinen Haushaltsbüchern aufgetaucht. 

Mehr erfahren?
klassik-stiftung.de
weingut-zahn.de


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