Rosenstadt Bad Langensalza

In voller Blüte

Elf unterschiedliche Parks und Themengärten, Palmen und Olivenbäume in den Straßen: Bad Langensalza ist eine Stadt, die an jeder Ecke blüht.

Der Duft der Rosenzüchtung »Cherry Brandy« liegt noch in der Luft, schon weht die nächste zarte Wolke herüber. »Grand Amore« steht auf dem Schild, die Lieblingsrose von Ingo Günther. Er ist verantwortlich für den Bereich Gartenbau der Stadt Bad Langensalza, dem Tor zum UNESCO-Weltnaturerbe Nationalpark Hainich. »Gut im Stil, große Blüten, kräftig im Wuchs«, beschreibt er seine Favoritin. Gemeinsam schlendern wir durch den Rosengarten der Stadt, durch Felder mit farblich sortierten Rosen, deren Duftetiketten Weinbeschreibungen ähneln: »Nuance von Brombeeren«, »Note von Apfel und Zimt«, »Vanille und Pfeffer«. Doch nicht nur eine freie Nase braucht man, um in das sinnliche Reich der Königin unter den Blumen einzutauchen. Auch Zeit, denn auf den 18000 Quadratmetern blühen fast 450 Rosensorten, darunter auch Edel- und Strauchrosen, die Namen tragen wie Roter Drache, Leonardo da Vinci und Schwarze Madonna. Zu verdanken ist das dem Rosenzüchter und Gärtnermeister Walter Berger und vor allem seiner Frau Anni Berger, die die Leidenschaft ihres Mannes fortführte. Ihre erste Züchtung kam unter dem Namen »Bergers Barbarina« 1965 auf den Markt. Viele weitere folgten: Insgesamt 50 Rosensorten brachte Anni Berger in den Handel. Eine Büste inmitten des parkähnlichen Gartens erinnert an Deutschlands erfolgreiche Rosenzüchterin.

Vom Rosenrausch zur Zen-Meditation 

In Sachen Gartenkultur macht dieser Stadt so schnell keiner was vor. Elf unterschiedliche Parks und Themengärten bietet Bad Langensalza seinen Besuchern. Und der nächste liegt gleich gegenüber: der Japanische Garten. »Garten der Glückseligkeit« steht auf einem Schild am Eingang. Allein diese Worte genügen, und ein Lächeln huscht übers Gesicht. Bedachtsam betreten wir das Gelände, dann: Stille. Nur das Rauschen der Blätter im Wind und das Plätschern der Wasserfälle sind zu hören. Platz der heiligen Bäume, Kirschgarten, Bambus- und Azaleengarten, Ahorn- und Teegarten – alle Themenbereiche fließen harmonisch ineinander über. »Über allem steht das große Wort Entschleunigung. Man soll zur Ruhe kommen können, sich auf das Wesentliche besinnen«, sagt Ingo Günther und zeigt in Richtung Teehaus. »Dort drüben steht der europaweit einzige Mammutbaumwald als Bonsai.« Wir gehen hinüber, um uns erst das Bonsai-Prachtexemplar und anschließend das Innere des pagodenartigen Gebäudes anzuschauen. Beruhigende asiatische Klänge umsäuseln die Ohren. Bananenstauden, Bambus- und Farngewächse recken ihre Blattgesichter dem Himmel entgegen, der durch die gläserne Dachkonstruktion blitzt. Es muss ein besonderes Erlebnis sein, in dieser Atmosphäre an einer japanischen Teezeremonie teilzunehmen, die mehrfach im Jahr angeboten wird. Die Gedanken schwirren noch durch den Kopf, da fällt der Blick auf ein gerahmtes Zitat von Sen no Rikyu, buddhistischer Mönch und Meister der japanischen Teezeremonie: »Da der Gartenpfad nichts anderes als ein Weg abseits des weltlichen Lebenswandels ist, wird er das Herz wohl von seiner Unreinheit befreien«. Da ist was dran, finde ich. Streifzüge durch die Natur und durch Gärten lassen uns entspannen, erfrischen Herz und Geist. Vom Teehaus geht es schließlich über eine hölzerne Brücke, die durch eine Teichlandschaft mit Kois, Wasserlilien und Seerosen führt. Entschleunigt verlassen wir den Japanischen Garten Richtung Schlösschenpark.

Bonsai-Mammutbaumwald
Auch kleine Mammutbäume können sehr beeindruckend sein: Im Japanischen Garten in Bad Langensalza können Besucher den europaweit einzigen und größten Bonsai eines Mammutbaumwaldes bewundern.


Ein Bach als Klimaanlage 

Während unseres Rundgangs fällt mir ein Wassergraben als ständiger Begleiter auf. »Der Bachlauf spiegelt den Verlauf des ehemaligen Mühlgrabens wider«, erklärt Günther. »Er ist wie eine natürliche Klimaanlage, kühlt an heißen Sommertagen und bietet hübschen Wasserpflanzen Lebensraum.« Angekommen am terrassenförmig angelegten, barocken Schlösschenpark plaudern wir über die Kurtradition der Stadt, die mittlerweile auf eine über 200-jährige Geschichte zurückblickt: 1811 wurden erstmals schwefelhaltige Quellen entdeckt. Heute ist Langensalza staatlich anerkanntes Heilbad mit den natürlichen Heilmitteln Schwefelwasser, Thermalsole und Trinkheilwasser. Und die »Blühendste Stadt Europas«, wie ihr vor einigen Jahren bei einem Wettbewerb attestiert wurde. In der Tat: Es grünt und blüht hier, soweit das Auge reicht. Überall in der Stadt stehen üppige Kübelpflanzen mit Palmen, Olivenbäumen, Wandelröschen und Lorbeersträuchern. »Gäste und Einwohner sollen ein mediterranes Lebensgefühl genießen«, sagt Ingo Günther. »Und die Langensalzaer können es kaum erwarten, bis wir ab Mitte April die Tore unserer Überwinterungshallen öffnen und die Pflanzen zurück an ihre Sommerstandorte kommen.« Seit die Stadt die Pflanzen aufgestellt hat, habe sich etwas verändert, so Günther: »Man geht gemächlicher, ist entspannter, nimmt sich Zeit für ein Schwätzchen beim Kaffee.« Und so schlendern wir gelassen weiter durch die grünen Oasen von Bad Langensalza: zum Apothekergarten mit seinen Heilkräuterbeeten und zum Apothekermuseum, zum Naturgarten mit den Färberpflanzen, den Wildstauden und dem Naturteich und natürlich zum Arboretum-Baumgarten mit seinen über 200 verschiedenen Gehölzarten. Ein schönes Vergnügen!
 

  


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