Die Auralisation

Himmlischer Klang

Für die virtuelle Auferstehung der Himmelsburg wurden zwei Sätze der Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ (BWV 182) eingespielt. Das geschah im reflexionsarmen Raum der TU Berlin durch das Vokal- und Instrumentenensemble Cantus Thuringia & Capella unter künstlerischer Leitung von Bernard Klapprott.

Und wie bildet man den Klang der Kantate in der Himmelsburg authentisch nach? Indem zuerst die Architektur der historischen Schlosskapelle in einem 3D-Computermodell rekonstruiert wird. Die Schallausbreitung in diesem Raum muss dann nachgebildet und die Wirkung des Raums auf den Klang von Musikinstrumenten berechnet werden. Dabei müssen der Platz der Schallquelle, also des Instrumentes, und der Ort des Hörers definiert werden. Außerdem müssen die akustischen Eigenschaften des Raumes, wie seine spezifische Geometrie und die verwendeten Materialien am Boden, an den Wänden und an der Decke, einbezogen werden.

Diese raumakustischen Übertragungsfunktionen, welche die akustische Signatur eines Raums bilden, müssen dann mit dem Klang der in ihm wirksamen Schallquellen verrechnet werden. Zu diesem Zweck ist eine Aufnahme der jeweiligen Instrumente und des jeweiligen Musikstücks erforderlich. Allerdings darf die Aufnahme selbst noch keinen räumlichen Anteil besitzen, weil sich sonst die räumlichen Anteile der Aufnahme und die des simulierten Raums überlagern würden. Die Aufnahme muss also in einer nachhallfreien Umgebung stattfinden.

Für das Projekt spielte das Vokal- und Instrumentenensemble Cantus Thuringia & Capella unter künstlerischer Leitung von Bernard Klapprott die Kantate „Himmelskönig, sei willkommen“ (BWV 182) an der TU Berlin ein.

Himmelsburg Aufnahme Cantus Thuringia

Cantus Thuringia bei der Aufnahme in Berlin ©Christoph Drescher

Gemeinsam mit der visuellen Darstellung, die über eine stereoskopische VR-Brille präsentiert wird, können Hörer über Kopfhörer jetzt von verschiedenen Plätzen im Raum eine Aufführung der Bach-Kantate in der virtuellen Himmelsburg erleben. Die Raumakustik ist für die Verhältnisse eines voll besetzten Raums berechnet. Die Simulation berücksichtigt die natürliche Schallabstrahlung aller Instrumente und Sänger in den Raum ebenso wie die Eigenschaften des menschlichen Ohrs sowie die Kopfbewegungen der Hörer, denen das stereoskopische Bild der VR-Brille und die Signale der Kopfhörer physikalisch korrekt nachgeführt werden.

Was bedeutet Auralisation?

Als Auralisation bezeichnet man die Hörbarmachung von Räumen, die nicht physisch realisiert sind, sondern nur im Computermodell existieren. Diese Technik wird eingesetzt, um schon in der Planungsphase von Gebäuden einen Höreindruck des fertigen Raums zu erhalten. Sie kann jedoch auch eingesetzt werden, um einen Höreindruck von historischen Räumen zu gewinnen, die nicht mehr – oder nicht mehr im originalen Zustand – erhalten sind. (1)

Diese über Kopfhörer dargebotene dynamische Binauralsynthese bietet auf dem heutigen Stand der Technik das einzige Verfahren zur Simulation eines akustischen Ereignisses, das selbst im direkten Vergleich mit dem Original nicht als Simulation erkennbar ist. Es ermöglicht den Besuchern der virtuellen Himmelsburg, ein Konzert in der einzigartigen akustischen Situation der historischen Kapelle zu erleben, wie es zur Zeit Bachs geklungen haben könnte. (1)

Himmelsburg Aufnahme Cantus Thuringia

Cantus Thuringia bei der Aufnahme in Berlin ©Christoph Drescher

Virtual Reality Experience

Virtual Reality generiert gänzlich neue Welten. Mit Brillen und Kopfhörern werden Bilder und Geräusche erzeugt, die dem Betrachter das Gefühl geben, in diese, neuen Sphären einzutauchen – wie in die virtuelle Version der Himmelsburg.

Quelle:

(1) Nach Prof. Dr. Stefan Weinzierl, Leiter des Fachgebiets Audiokommunikation an der Technischen Universität Berlin.


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