Aufgewacht aus dem Winterschlaf

Die Leuchtenburg erstrahlt im Frühlingszauber

Die Temperaturen steigen langsam und nach ein paar kurzen Regenschauern zwischen Tagen voller Sonnenschein strahlt die Natur in leuchtendem Grün. Morgens werde ich vom Vogelgezwitscher vor dem Fenster geweckt. Was die wohl so lauthals miteinander diskutieren? Vielleicht überlegen sie, was sie an diesem schönen Frühlingstag machen sollen. Ich weiß es schon ganz genau: Es geht zur Leuchtenburg. Dort sollen alle Überreste des Winters verschwunden sein; das Treiben des mittelalterlichen Weihnachtsmarktes ist längst verstummt. Die Burg ist aus dem Winterschlaf erwacht.

Erstaunlich, was man alles mit alten Porzellankannen machen kann.  

Ob bepflanzt, an die Wand gehangen oder als Berg aufgetürmt – hier gibt’s Inspiration für hübsche Frühlingsdekoration. Zuhause schaue ich mal, was ich für „alte Schätze“ zum Upcycling finde. Bild: ©Stiftung Leuchtenburg 

 

Weißes Gold im Innenhof

Oben an der Burg angekommen, lasse ich meinen Blick schweifen. Der Ausblick auf das Saaleland ist wunderschön. Der Aufstieg hat sich schon jetzt gelohnt. Nachdem ich kurz verschnauft habe, hole ich mir im Besucherzentrum mein Eintrittsticket. Hierher komme ich am Ende noch einmal, um die Souvenirs zu durchstöbern. Aber nun wartet die Burg auf mich.

Ab geht es durch den Rundbogen, die Schranke öffnet sich mit meinem Ticket automatisch. Und schon erwartet mich ein blühender Burginnenhof. Egal wo ich hinschaue, entdecke ich Blüten in allen Farben, ganz unterschiedlich inszeniert. Bevor ich mittenrein spaziere, bleibe ich erstmal stehen und schaue rundherum. So viele Details – hier scheint jemand mit viel Liebe am Werk zu sein. In der Ecke steht ein alter Holzstuhl, dessen Sitzfläche bepflanzt wurde. Der hat es mir angetan. Ich schieße ein Foto, um es zuhause nachzumachen.

Was mir direkt auffällt, Porzellan scheint hier ein allgegenwärtiges Thema zu sein. Vorab las ich online, dass die Leuchtenburg Mittelalter und Porzellangeschichte verbindet. Die Ausstellung Porzellanwelten wird hochgelobt. Ein großer Kranz mit Porzellanscherben lässt mich vermuten, dass das „Weiße Gold“ nicht nur eine Nebenrolle spielt. Die Bestätigung folgt sogleich. Weiter in den Innenhof hinein ist die Hauswand komplett mit Porzellankannen behangen. Viele verschiedene, aber alle hübsch; manche mit verspielten Verzierungen und andere ganz schlicht. Ich muss schmunzeln, weil ich Kannen entdecke, die meine Oma auch nutzt. Wirklich eine originelle Idee.

Ein Hauch Italien

In der Mitte des Burghofes steht ein Gebilde, was in eine ganz andere Welt entführt: Eine Gondel vor einer Holzbrücke erinnert an Venedig. Die Brücke ist mit Porzellankannen behangen. Ich setze mich in die Gondel, um ein Selfie zu machen. Da fällt mir eine Frau auf, die neben mir eifrig Blumen gießt und zupft. Ich spreche sie an. Sie ist die Burggärtnerin und erzählt mir, dass der Frühlingszauber auf der Leuchtenburg jedes Jahr anders inszeniert wird. Einmal sieht es aus wie in Venedig, ein anderes Mal gab es aufgetürmte Porzellankannenberge. Auch zu anderen Jahreszeiten und Ereignissen verwandelt sie die Burg mit ihren kreativen Ideen. Und so schafft sie es mit ihrer liebevollen und ansteckenden Art, meine Lust auf den Weihnachtsmarkt der Wünsche zu wecken. Ich schreibe mir sogleich eine Erinnerung in den Kalender für den mittelalterlichen Budenzauber im Dezember. Aber jetzt zieht es mich weiter…
 

Jeder Raum der Porzellanwelten ist auf seine Art besonders 

Und dieser hier ist mein persönlicher Favorit. Die lange Tafel erinnert mich an „Alice im Wunderland“ und die Szene des Teekränzchens mit dem verrückten Hutmacher. Hier ist es allerdings nicht so durcheinander. Bild: ©Jean-Lucien Gay, Stiftung Leuchtenburg 

Aussicht genießen

Ich umrunde den Bergfried und lege einen Zwischenstopp in der Porzellankirche ein. Hier ist es ruhig und ich verweile auf einer der modernen Holzbänke. Dabei stelle ich mir vor, wie der Raum bei Konzerten mit besonderer Akustik gefüllt wird. Gänsehautmomente sind vorprogrammiert.

Danach zieht es mich in die Kernburg und hinauf auf den Bergfried. Morgen habe ich bestimmt Muskelkater. Der Ausblick entlohnt die vielen Treppenstufen. Auf Tafeln kann ich lesen, welche Städte sich in weiter Ferne erahnen lassen. Hier wird mir bewusst, wie groß die Welt ist. Aber auch wie schön. Besonders jetzt, wo nicht nur die Leuchtenburg, sondern auch die Landschaft darum aus dem Winterschlaf erwacht. Nach einem kurzen Moment der inneren Ruhe mache ich mich wieder auf den Weg hinunter. Denn ein weiteres Highlight wartet auf mich.


Scherben bringen Glück

Ich bin gekommen, um den Frühlingszauber anzusehen, aber die Porzellanwelten kann ich mir nicht entgehen lassen. Schon von außen ist erkennbar, dass dieses Gebäude eine ganz andere Geschichte erzählt. Ich springe aus dem mittelalterlichen Flair des Burgareals in die Moderne, als ich durch die Glastür gehe. Links eine bemooste Wand, rechts an der Wand ein Wörterwald. Gesundheit, ein buntes Puppenhaus, Tee mit Melonengeschmack – viele Dinge, die ich mir durchaus auch wünschen würde. Ein wenig Kind bleiben, ist nicht verkehrt. Was es genau damit auf sich hat, erfahre ich später. Jetzt geht es in die Ausstellung. Was mich hier erwartet, hätte ich von außen niemals vermutet. Welt für Welt komme ich nicht aus dem Staunen heraus. Lichtspiele, die mich ans andere Ende der Welt versetzen. Schattenspiele, die spannende Geschichten erzählen. Gigantische und winzige Ausstellungsstücke aus Porzellan. Bilder, die sich wie bei Harry Potter bewegen.

Wieder an der „Wünschewand“ angekommen, ist meine Neugier unaufhaltsam. In einem dunklen Raum gleich um die Ecke, fühlt es sich mystisch an. Gänsehaut-Feeling. In der Mitte ruht ein Lichtspot auf einem Behälter mit Porzellantellern, wovon ich mir einen schnappe. Damit gehe ich in eine neonfarben-leuchtende Kabine. Mit einem „Zauberstift“ schreibe ich meinen innigsten Wunsch auf den Teller. Verraten darf ich ihn nicht, sonst geht er nicht in Erfüllung. Außerhalb der Kabine verschwindet mein geschriebener Wunsch. Jetzt geht es raus auf den Steg der Wünsche, der über die Burgmauer hinausragt. Als Adrenalin-Junkie renne ich direkt drauf los bis ganz vorne zum Glasende. Beim Blick nach unten muss selbst ich kurz schlucken. Auf geht’s, Augen zu, fest an meinen Wunsch denken, Augen auf und zack – der Teller fliegt vom Steg hinab. Er zerschellt am Boden in unzählige Einzelteile… Diese Scherben bringen definitiv Glück.

Wie viele Wünsche hiervon wohl schon in Erfüllung gegangen sind?

Zurück im Besucherzentrum stöbere ich ausgiebig durch die Souvenirs. In meinen Rucksack haben es ein Burgenquartett für meinen Neffen, ein kleines Thüringer Porzellanbuch für meine Mama sowie ein Leuchtenburg-Wein für meinen Mann und mich geschafft. Zufrieden und mit viele neuen Eindrücken verlasse ich die Leuchtenburg an diesem herrlichen Frühlingstag. Aber eins steht fest: Ich komme bald wieder.
 

Von Wünschen und Wundern
Herzen schlagen höher, Augen funkeln, das Schmunzeln geht nicht mehr aus dem Gesicht. Die Leuchtenburg ist wahrlich ein Erlebnis, was man nicht mehr so leicht vergisst. Wie sie zwei weit entfernte Themen wie Mittelalter und Porzellan vereint, ist in dieser Art einzigartig.

 

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