Goethe im Gartenfieber

Rosenhecken, Spargelbeet und Freiluftlabor

Seine Liebe zur Natur beschert der Nachwelt einen riesigen Fundus von Gedichten und Betrachtungen. Was Johann Wolfgang von Goethe beschreibt, liegt buchstäblich vor seiner Haustür – allzu oft findet er die Inspiration in seinen Gärten und dem Park an der Ilm. In den fünf Jahrzehnten seiner Weimarer Zeit war der Dichter immer wieder mit Natur, Botanik und Gartenbau beschäftigt.

Der Dichter wird zum Gärtner

Gerade 26-jährig kommt Goethe in Weimar an und ein halbes Jahr später notiert er im Tagebuch „Den Garten in Besitz genommen.“

Gemeint ist der Garten am Stern, der zum ehemaligen Weinberghaus im Park an der Im gehört. Der knapp Mittzwanziger widmet sich dem einen Hektar großen Stück Land mit viel Enthusiasmus. Die damals in Mode gekommene Schwärmerei für die Natur und das einfache Leben fern höfischer Etikette findet auch in Weimar viele Anhänger.


Bei Goethe treffen die Liebe zu edel blühenden Rosen, duftendem Flieder, sein Forscherdrang und das Nützliche eines Gartens aufeinander. Er widmet sich seinen Erdbeeren, den Obstbäumen, der Kultivierung von Spargel und dem Anbau verschiedener Gemüsesorten.

Christiane hegt, pflegt und korrespondiert

Mit dem Umzug in das herrschaftlichere Haus am Frauenplan bleibt der Garten im Park weiter beliebter Rückzugsort und dient zur Versorgung der großen Küche im Stadthaus. Der Stadtgarten dort und der Garten am Stern werden fleißig und mit viel Herzblut von Christiane Vulpius gepflegt, bestellt und genutzt. In zahlreichen Briefen an Goethe berichtet sie von Erfolgen und Misslichkeiten wie dem gefürchteten Schneckenfrass. Er ist oft auf Reisen oder zum ungestörten Arbeiten für Wochen in Jena, deshalb werden per Boten Samen und Erträge hin und her geschickt. Goethe gibt fernmündlich genaue Anweisungen, wenn er Samen und Gemüsepflänzchen von Jena ins benachbarte Weimar sendet.

Auf Goethes Teller

Die Vielfalt im Garten schlägt sich an Goethes Tafel nieder, an der oft geladene Gäste speisen. Auch ist der Haushalt mit Christianes Verwandten sowie sechs Bediensteten nicht eben klein. Zudem sind Vorräte für den Winter anzulegen und auf Abwechslung im Speiseplan zu achten: „Sie weiß mit jeglichem Tag die Speisen klug zu wechseln …“ lob Goethe seinen „Hausschatz“. „… und reift nur eben der Sommer die Früchte, denkt sie an den Vorrat schon für den Winter.“ Gurken, Kürbisse werden haltbar gemacht, Säfte, Marmeladen und Mus bereitet; Kohl, Bohnen und Rüben vergoren; Salate, Wurzelgemüse und Blumenkohl werden im Sandbett gelagert.

Die Speisen haben oft einen deutlich thüringischen Einschlag, schließlich stammt Christiane von hier. Doch oft geht es exklusiv zu – wenn die mühsam gezogenen Artischocken oder allerlei Exoten aus der herzoglichen Gärtnerei oder andernorts georderte Speisen aufgetischt werden. Man bedient sich da der Delikatessenhändler, kauft beim Konditor oder lässt beim Bäcker backen.

Rosige Aussichten

Heute könnt ihr den Hausgarten des Goethes Wohnhaus am Frauenplan und den Garten am Stern im Park an der Ilm besuchen – am besten zur Rosenblüte. Atmet hier ausgiebig den Duft der Rosen, die Goethe so liebte, oder lasst euren Blick über die Obsthänge schweifen. Nicht selten kosten Neugierige – meist zu früh – von Trauben oder Äpfeln. Bei Stauden, Rosen, Kräutern und Blumen bemüht man sich heute um größtmögliche Authentizität. Der rege Briefwechsel, Goethes Aufzeichnungen und die Hausbücher geben detailliert Auskunft über Sorten und Arten. Nach Goethes Tod war das Haus nicht mehr regelmäßig bewohnt, weshalb auch kein Gemüse mehr angebaut wurde. Mit der Öffnung der Goethehäuser und ihrer Gärten als Museum wurden auch die Grünflächen und Beete in ihrer damals vorhandenen Struktur übernommen; bis auf die inzwischen verlorengegangenen Gemüsebeete.

 

 

 


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