Stippvisite auf der Wartburg

Ein Rundgang in fünf Stationen

Die Wartburg liegt ziemlich exakt in der geographischen Mitte Deutschlands – bloß ein Zufall? Für die berühmteste Burg Deutschlands – UNESCO-Weltkulturerbe seit 1999 – sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen. Denn es gibt dort viel Spannendes zu entdecken. Ein Rundgang in fünf Stationen.

Hereinspaziert: Der Burghof der Wartburg

Durch eine alte, schwere Eichentür betritt man den Innenhof dieser überaus geschichts- und geschichtenreichen Burg. Das uralte Tor ist im Rahmen der Lutherdekade renoviert worden – man sollte ehrfürchtig durchgehen, denn man folgt der Spur vieler berühmter Persönlichkeiten, allen voran Martin Luther, später dann Goethe, Liszt sowie einer Reihe von Politikern – unter ihnen Helmut Kohl und Bill Clinton. In den Burghof gelangt man ohne Eintritt. Es gibt dort eine Burgschenke, weiße Tauben und unvergleichliche Ausblicke über den Thüringer Wald.

Noch ein paar Zahlen: Die Wartburg wurde 1067 von Ludwig dem Springer gegründet. Ab etwa 1157 errichtete Ludwig II. den Palas, den ältesten Teil der heutigen Wartburg. Seitdem hat man die Burg mehrmals erweitert und im 19. Jahrhundert im historisierenden Stil renoviert. Wundern Sie sich also nicht über den Stilmix – er macht den Reiz dieser Burg aus.

 Wartburg - Pure Faszination

Es geht noch höher hinauf

Einen tollen Überblick über das Geschehen im Burghof und die umliegenden Hügel hat man vom Südturm aus. Auch das Burschenschaftsdenkmal in Eisenach kann man von hier oben gut erkennen. Man findet den Südturm am entgegengesetzten Ende zum Eingang des Burghofs. Wenn das Hintertürchen offen ist, kommt man auch über den Tugendpfad zum Turm. Dieser führt außen rechts direkt unterhalb der Burgmauer entlang und ist ein 400 Meter langer Spazierweg, an dessen Beginn ein mittelalterlicher Burgenbauplatz besichtigt werden kann. Gezeigt wird dort, wie die Handwerker im 12. Jahrhundert arbeiteten. Es gibt Es gibt u. a. die nachgebildete Meisterstube eines Steinmetzes, eine Schmiede, Kran, Baugerüst und viele Bau-Werkzeuge von damals. Nach dem Rundgang hat man noch mehr Respekt vor den Menschen, die hier vor fast 900 Jahren den Palas erbauten.

Das musikalische Herz

Festsaal der Wartburg

Festsaal der Wartburg ©Florian Trykowski, Thüringer Tourismus GmbH

Er gilt als einer der schönsten Konzertsäle Thüringens: der Festsaal im zweiten Stock des Palas. Bei seiner Renovierung im 19. Jahrhundert holte man sogar den Komponisten Franz Liszt - natürlich wegen der Akustik. Das hat sich gelohnt, wie man bis heute bei den regelmäßig stattfindenden Konzerten hören kann. Mehrmals jährlich wird zum Beispiel konzertant die Oper „Tannhäuser“ aufgeführt, zu der sich Richard Wagner hier oben inspirieren ließ. Und auch der MDR-Musiksommer ist auf der Wartburg regelmäßig zu Gast. Der reich geschmückte Saal gefiel übrigens auch schon dem bayerischen König Ludwig II. so gut, dass er ihn auf seinem Schloss Neuschwanstein genauso noch einmal errichten ließ. Das Original auf der Wartburg aber bezaubert bis heute vor allem an Konzertabenden Gäste aus aller Welt. 

Noch ein paar Worte zum Palas: Er gilt als besterhaltener spätromanischer Profanbau nördlich der Alpen. 40.000 Tonnen heller Rhätsandstein wurden verbaut – schön anzusehen, aber eigentlich viel zu empfindlich für das deutsche Klima. Deshalb ist heute alles versiegelt. Achten Sie beim Rundgang auf die vielen Adleraus Stein – eine Provokation von jenem Ludwig, der mit einer Schwester Friedrich Barbarossas verheiratet war. Denn der Adler galt als kaiserliches Symbol.

Die Schätze der Wartburg: Lutherschriften, Cranach-Werke & andere Preziosen

Über 800 Flugblätter Luthers und seiner Zeitgenossen sind der Kern der wertvollen Bibliothek auf der Wartburg. Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts werden dort Lutherschriften und Werke über ihn sowie Bücher zur Geschichte Thüringens gesammelt - in der neu eingerichteten Schaubibliothek direkt neben der Lutherstube kann man einen Teil nun beim Rundgang besichtigen. Und es gibt noch mehr Schätze: die Kunstsammlung der Wartburg mit ihren Exponaten aus acht Jahrhunderten wurde auf Empfehlung von Johann Wolfgang von Goethe vor nunmehr fast 200 Jahren ins Leben gerufen. Heute erlebt man u. a. berühmte Gemälde aus der Werkstatt Lucas Cranachs, wertvolle Bildteppiche, Plastiken Tilman Riemenschneiders, Kunsthandwerk der Renaissance  und historisches Mobiliar.

Hier war es: Die Lutherstube auf der Wartburg

Blick in die Lutherstube

Blick in die Lutherstube ©Florian Trykowski, Wartburg-Stiftung Eisenach/Thüringer Tourismus GmbH

Dieser schlichte, holzgetäfelte Raum ist nicht nur das Zimmer, in dem Martin Luther in elf Wochen das Neue Testament aus dem Griechischen und Lateinischen ins Deutsche übersetzte. Es ist auch die Geburtsstätte der deutschen Schriftsprache, die es vor Luther noch gar nicht richtig gab. Den einfachen Raum umgibt eine Aura, die beeindruckt. Am 4. Mai 1521 tritt Luther auf der Wartburg seine Schutzhaft an, die ihn vor dem Zugriff des Kaisers retten soll. Und wer etwas enttäuscht ist, weil in der Lutherstube nicht mehr so viel original ist, der macht sich einfach klar, dass es darauf am Ende doch eigentlich gar nicht ankommt. Ist es nicht vielmehr die Aura eines Ortes, die uns beeindruckt? Das Bewusstsein, dass etwas Wichtiges eben dort passiert ist? Und auf der Wartburg ist so viel mehr geschehen als anderswo. Das gibt ihr eine einzigartige Ausstrahlung, an der auch eine halbe Million Gäste jährlich nichts ändern können.

Mehr Infos zur Wartburg
Den Palas kann man bei einer Führung erleben. Das Museum mit der Kunstsammlung, die berühmte Lutherstube und die Schaubibliothek besichtigt man im Anschluss individuell. Parkplätze gibt es etwas unterhalb der Burg, von dort sind es noch 500 Meter zu Fuß oder mit dem Pendelbus.

 

Headerbild ©D. Ketz, Regionalverbund Thüringer Wald e.V.

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