Wie das wohl gewesen sein muss, damals, mit der Postkutsche durch Wald und über die Wege des Eichsfelds zu fahren… Irgendwann durchgerüttelt und müde an einem Wirtshaus anzukommen… den Staub abzuklopfen und an der Hand eines Edelmannes die Treppen zu seiner Unterkunft für die Nacht hochzugehen?
Ich kann es mir jetzt irgendwie ganz gut vorstellen. Denn wer einmal im Klausenhof in Bornhagen war, der weiß, dass Zeitreisen irgendwie doch möglich sind.
Von der Gegenwart ins Mittelalter
Das historische Wirtshaus, zu Fuße der Burg Hanstein, weiß gekonnt mit der Fantasie der Gäste zu spielen. Da gibt es Ritteressen, ein Landgrafenmahl und sogar das „Tischlein deck dich“ wurde angeblich im hintersten Winkel des Wirtshauses gefunden.
Hofherr Martin höchstpersönlich begrüßt seine Gäste diesen Abend, natürlich gewandet in mittelalterliche Kluft und mit Worten, die an längst vergangene Tage erinnern. Da ist man auf einmal ein Fräulein, ein Weibsbild und die Speisen werden aufgetragen und es nimmt kein Ende, denn das Tischlein deck dich hört erst damit auf, wenn auch wirklich alle satt sind.
Meine Tischnachbarn werden nicht müde weitere Speisen zu bestellen, doch ich werde langsam wirklich müde und würde gerne in meine Stube. Und so bestelle ich noch einmal „Nichts“, denn das ist der Name eines der Schnäpse, die Martin uns am Ende des Abends kredenzt. Und wenn man „nichts“ getrunken hat, so kann man auch von dem Nachtwächter nicht behelligt werden.
Mit vollem Magen steige ich die Stiege hoch in die Fürstenstube, denn dort werde ich die Nacht verbringen. Ganz fürstlich, wie es sich für ein Weibsbild wie mich gehört. Schon am Nachmittag hat mein Herz höher geschlagen, als mir der Knecht mein Gepäck in die Fürstenstube getragen hat. Jahrhundertealte Möbel und ein, in einer hochverzierten Wandtapete, verstecktes Bad – was will eine Prinzessin mehr?
Eine Burg, die Hollywood auf sich aufmerksam machte
Am nächsten Morgen werde ich von den Klängen des Gesindels, das im Heu geschlafen hat und nun mit hungrigen Magen auf das Frühstück stürzt, geweckt. Ich kleide mich an und rufe die Magd, sie möge mir doch einen starken Kaffee bringen. So gestärkt geht es wenig später auf die Burg Hanstein, die mächtig oberhalb des Klausenhofs thront.
Die Burg, die zu den schönsten Burgruinen in Mitteldeutschland gehört, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1070 wurde sie das erste mal erwähnt, doch dieser Erwähnung hat einen bitteren Nachgeschmack, denn der Mönch Lambert von Hersfeld notiert in seinen Jahrbüchern: „(Im August) ließ König Heinrich IV. des Herzoges (Otto von Nordheim) Burg Hanenstein von Grund aus zerstören.“.
Doch die Burg wurde wieder neu erbaut – nicht zum letzten Mal in ihrer Geschichte. Mittlerweile kennt sogar Hollywood den Hanstein, so wurden vor einigen Jahren Szenen des Films „Der Medicus“ auf der Burgruine gedreht.
Nach dem Rundgang auf der Burg führt uns Martin in das Wurst- und Hausschlachtemuseum des Klausenhofs, in dem detailliert erklärt wird, wie die Wurstspezialitäten für die das Eichsfeld so berühmt ist, hergestellt werden. Wobei ich ehrlich sagen muss, dass das nicht unbedingt etwas für empfindliche Weibsbilder, wie ich eines bin, geeignet ist. Doch das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die anschließende Brotzeit mit Eichsfelder Leckereien hat mir jedenfalls sehr gemundet und mir den Abschied vom Klausenhof noch etwas versüßt, denn irgendwann muss jedes Weibsbild auch mal weiterreisen. Die Kutsche ruft. Weiter geht’s durch Eichsfeld – es gibt noch so viel zu entdecken.
Die Burgruine Hanstein ist eine der berühmtesten und interessantesten Burganlagen Mitteldeutschlands. Vom begehbaren Nordturm hat man einen herrlichen Ausblick auf die umliegende Landschaft und bei guter Fernsicht ist u.a. der Brocken im Harz zu sehen.
Mehr Informationen gibt es hier: Burgruine Hanstein